Obertonsingen Lernen - DYS

Anleitungen, praktische Übungen und Klangbeispiele auf CD

Die CD ist wie ein Kurs aufgebaut und zum Mitsingen gemacht. Die praxisorientierten Übungen werden ausführlich erklärt, der Schwerpunkt liegt auf Technik.

Die CD ist zwar vergriffen, sie können jedoch gern die tracks downloaden oder eine Kopie anfragen 03301 2019566.

Gegenwärtig wird die Obertongesangsszene vom Tuva-Gesang mit Schwerpunkt Kehlkopf dominiert. Bei den nordamerikanischen Indianern liegt der Schwerpunkt dagegen auf Nasal- & Gaumenlauten. Eine Idee von der Vielfalt von Obertongesang und Obertoninstrumenten bekommen sie noch im Overtone Music Network von Jens Mügge.

01 00:00 Einleitung Klangbeispiel plus einleitende Erklärungen
02 01:20 Vorbereitende Übungen
03 02:51 Körperebenen
I (Stirn) - E (Nasenspitze) - A (Kehlkopf) - sOnne (Herz) - mOnd (Nabel) - U (Unterbauch)
04 09:42 Kehllaute [G] Ging-Geng-Gang-Gong-Gung
05 14:27 Lippenlaute [M] Mim-Mem-Mam-Mom-Mum
06 17:55 Nasallaute [NG]
  • oroNGe
  • NGO - NGO - ...
  • e - NG - e - NG - ...
  • e - NG - O - e - NG - O - ...
  • NGoro - NGoro - ...
  • 07 23:38 Kombi-Übung
    08 29:09 Nasallaute
    09 32:07 Gaumenlaute [J] wi-Ju-wi-Ju-... (franz. OUI plus engl. YOU)
    10 36:46 Kombi-Übung
  • naM-mJo-ho-reNGe-kJo
  • HU (gehauchtes U)
  • 11 49:51 Zusammenfassung
  • Klangbeispiel der vier Techniken einzeln
  • 5 min gemeinsames Singen

  • Obertöne und Obertonsingen

    Obertonsingen führt zu reichhaltigen Erfahrungen mit dem ersten aller Instrumente, der eigenen Stimme. Alles andere - Instrumente, Tonleitern, Harmonische Systeme - kam und kommt viel später. Die meisten großen Denker - Einstein, Pythagoras, Plato - haben auf einem Monocord gespielt, um Obertöne zu erfahren und mit ihnen zu experimentieren. Kinder in allen Teilen der Welt spielen und experimentieren noch immer mit ihrer Stimme lange bevor sie unserem gegenwärtigen Verständnis von Musik ausgesetzt werden und sie die dazugehörigen musikalischen Gewohnheiten annehmen.

    Hier ein paar links zum Einstieg: Während des erwachsen Werdens haben wir ein diffuses Gefühl für richtiges und falschen Singen angenommen. Viele von uns sind zur inneren Überzeugung gelangt, dass "ich überhaupt nicht singen kann" und wir überlassen Musik lieber den Profis, die es "richtig" machen. Nun, die gute Neuigkeit ist, dass man nicht falsch singen kann, jedenfalls nicht innerhalb des natürlichen Obertonsystems, das in unsere Biologie eingebaut wurde. Das geht einfach nicht. In diesem Sinne sind es göttliche Neuigkeiten.

    Falls dieses Wort euch zu kräftig ist, benutzt einfach ein anderes. In der Vergangenheit wurde das Obertonsystem Sphärenharmonielink gleiche seite genannt. Ihr könntet es auch Kosmische Harmonie nennen, denn der gesamte Kosmos ist gemäß denselben mathematischen Relationen auf gebaut, die das natürliche Obertonsystem entstehen lassen. Der Goldene Schnitt des Pythagoras und die Fibonacci-Reihe sind mit ihm verwand. Und unser eigenes inneres Universum erwidert spontan jeden Impuls, den es aus dem System Kosmischer Harmonie erhält, es geht sofort in Resonanz.

    Beim Obertonsingen geht es um Selbst-Ermächtigung, Ästhetik und Freude. Obertöne entstehen von selber, wenn wir es zulassen. Angenommen wir stülpen unserer Stimme kein harmonisches System wie die wohltemperierten Tonleitern, die wir in der Schule lernen, über, dann entstehen Obertöne automatisch aus dem gesungenen Grundton! Und dann werden aus den Obertönen Obertonmelodien! Es dauert eine Weile, bis sich die gemeinsam erzeugten Obertöne entfalten und hörbar werden, im Schnitt ungefähr 10 bis 15 Minuten. Ihr werdet es entweder lieben oder davon laufen.

    Beim Obertonsingen geht es um die koordinierte Zusammenarbeit von Hirn und Bauchhirn. Der Bauch enthält ungefähr die gleiche Anzahl von Nerven wie der Kopf, und wird auch emotionales Gehirn genannt. Höhere Frequenzen können besser gehört werden (Kopf) und tiefere können besser gespürt (Bauch) werden. In einer Mischung aus Obertonfrequenzen kann sich jeder das gewünschte heraus nehmen oder die ganze Packung.


    Obertöne in der Gruppe singen

    Durch gemeinschaftliches Singen entstehen Töne, die ein Einzelner nicht produzieren kann. Wenn man in einer Gruppe singt, dann möchte jeder möglichst viel zum kollektiven Klangteppich beitragen. Das ist natürlich. Wenn ich mit zu viel Einsatz singe, dann verliert der gemeinsame Klang durch meine Dominanz. Wenn ich mit zu wenig Einsatz singe, dann verliert der gemeinsame Klang durch meinen Minderwertigkeitskomplex. Beides wird vom jeweiligen Sänger gehört und gefühlt und nicht gemocht. Der immer stärker werdende Wunsch, den kollektiven Klangteppich noch schöner zu machen, führt letztendlich zur gut koordinierten Zusammenarbeit von Kopf und Bauch, zur Verbindung von Himmel und Erde in uns. Die beiden Pferde Logik und Bauchgefühl lernen es, den Wagen gemeinsam in die gleiche Richtung zu ziehen.

    Das fördert Intuition and begünstigt dadurch das was in der christlichen Ikonographie durch die Rose symbolisiert wird, die aus dem Schnittpunkt des Kreuzes erblüht; oder auch durch Jesus, der aus dem Herzen des Gläubigen herausschaut. Das ist ein bisschen wie Rolltreppe fahren: Man macht einen Schritt und lässt sich hochfahren. Dieser Schritt ist - zu singen! Singt immer wieder zusammen in Gruppen. Das macht viel mehr Freude als allein.

    Obertonsingen verläuft zu subtil und zu schnell, als dass intellektuelle Überlegungen eine große Rolle spielen könnten. Es läuft intuitiv ab. Obertonsingen schult das weibliche Element, stärkt die kreative Gehirnhälfte. Das ist in unserer Zeit des abnehmenden maskulinen Übergewichts eine sehr wichtige Ausgleichsübung und Ausgleichserfahrung. Männlich und weiblich bezieht sich hier nicht so sehr auf das Individuum, sondern auf die weiblichen und männlichen Anteile in jedem Menschen. Wir bewegen uns ja in Richtung Ausgleich dieser polaren Energien, wodurch der Abschied von der Wettbewerbsgesellschaft des Gewinnens und Verlieren, des "entweder - oder" möglich wird, und die neue Energie des UND sich durchsetzen kann.


    Obertöne alleine singen

    cosmic Smile Es ist auch möglich, alleine Obertöne zu singen. Dazu braucht es Techniken und die gute Nachricht lautet, dass das Erlernen einfach ist. Die drei grundsätzlichen Techniken kann man in ungefähr einer Stunde erlernen. Die schwierigsten zu erlernen kann ein Leben lang dauern.

    Falls ihr schon mal eine Berührung mit Obertonmusik hattet, dann war es vermutlich im Rahmen eines Konzertes - jemand hat gespielt oder gesungen, und ihr habt zugehört. Vielleicht war es ein Chanten tibetanischer Mönche, mongolischer Kehlgesang der Tuva, historische keltische Instrumente, der nasale Gesang amerikanischen Indianer oder die tiefen Didgeridoo-Klänge australische Ureinwohner. Alle schamanischen Traditionen haben ihr jeweiligen Oberton-Instrumente und/oder Techniken des Obertonsingens entwickelt.

    Ich habe mich keiner bestimmten Technik verschrieben, egal ob östlich oder westlich. Wenn ich einer Technik begegnet bin, habe ich jedes Mal versucht, sie in mein Singen aufzunehmen.

    Zur Unterstützung, wenn sie alleine Zuhause (oder auch im Auto und anderswo) singen und üben möchten, habe ich mit meinem Partner Sven Kühnöl eine Übungs-CD gemacht. Die können sie natürlich auch ohne Kurs nutzen, denn sie enthält kurze und präzise Erklärungen. Alle Tracks der CD können sie sich oben herunterladen.


    Dimensions-Harmonie - in Resonanz mit sich selbst und dem Universum

    Obertonsingen, manchmal auch Tönen oder Chanting genannt, bringt reiche innere Erfahrungen mit dem ersten aller Instrumente, der eigenen Stimme. Zum Hörgenuss kommt der Singgenuss dazu. Die passive Rolle des Zuhörers und die wohltemperierte "Brille" werden abgelegt. Statt auf Hören nach außen (wie klingt meine Stimme?) liegt das Schwergewicht auf Fühlen nach innen. Musikalische Vorbildung ist beim Obertonsingen weder ein Vorteil noch ein Nachteile. Unsere "wohl temperierte Brille", sei sie in Form einer Singhemmung (Ich kann überhaupt nicht singen) oder aber eines Singtrainings (Ich kann gut singen), ist für alle gleich schwer abzulegen. Mit "wohltemperierter Brille" meine ich unsere musikalische Erziehung mit ihren kollektiven Hörgewohnheiten. Deren "Alphabet" ist die wohltemperierten Stimmung nach Andreas Werckmeister mit seinen Dur- und Moll- Tonleitern im Quintenzirkel, die v.a. durch Johann Sebastian Bachs Das Wohltemperierte Klavier populär wurde. Erst durch diesen Eingriff in die natürliche Ordnung der Obertöne wurde es möglich, viele verschiedenen Instrumente in einem Orchester zusammen spielen zu lassen.

    Was den gleichen Ton - zum einen gespielt auf einer Gitarre und zum anderen gespielt auf einer Flöte - unterscheidet, sind die verschiedenen Obertöne. Diese schwingen, abhängig von Bau und Material des Instrumentes, mit dem gespielten Ton mit und ergeben den charakteristischen Klang (Tönung) eines Instrumentes. Es können nur bestimmte Töne mit dem Grundton mitschwingen (resonieren). Ihre Wellenlange ist entweder ein ganz-zahliges Vielfaches (das Doppelt, Dreifache, ...) des gespielten Tones, oder ein ganz-zahliger Teil (die Hälfte, ein Drittel, 1/2, ...) davon.

    Spielen zwei Instrumente gleichzeitig, so beeinflussen sich die jeweiligen Obertonreihen (Resonanz) und erzeugen zusätzliche Töne (Interferenzen, Schwebungen). Obertöne entstehen von selbst, ob man es will oder nicht. Möchte man eine bestimmte Tonfolge (Melodie) auf zwei Instrumenten gleichzeitig spielen, so klingt die Synthese von Obertönen und Interferenzen bei manchen Instrumenten sehr nett (harmonisch), bei anderen nicht (disharmonisch).
    Ein Mensch, will er auf etwas pfeifen,
    Darf sich nicht im Ton vergreifen. (Eugen Roth)
    Instrumente, die sich harmonisch ergänzen, haben schon vor der Einführung der wohl temperierten Stimmung zusammen gespielt, z.B. Kammerorchesters oder Blaskapelle. Damit aber alle Instrumente z.B. in einem Symphonieorchester wohlklingend zusammen spielen können, muss die Bildung von Obertönen so beschränkt werden, dass keine disharmonischen Schwebungen entstehen können.

    Genau das ist durch die wohl temperierte Stimmung erreicht worden. Die Tonschritte wurden von Werckmeister, Bach und anderen so gelegt, dass sie zwischen den natürlichen (1/2, 1/3, 1/4, ....) liegen. Das schränkt die entstehenden Obertöne stark ein und lässt nur wenige Interferenzen zu. Disharmonien entstehen nicht mehr zufällig, sondern nur noch gewollt oder als Fehler. Musik wird in viel höherem Masse kontrollierbar und ermöglicht es, allen so gestimmten Instrumenten harmonisch zusammen zu spielen (Philharmonisches Orchester).

    Wohltemperiertes hat auch seine Schattenseiten. Man muss das "wohltemperierte Alphabet" erst erlernen, und es dann regelgerecht anwenden. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit "Fehler" zu machen, was beim Obertonsingen unmöglich ist.

    Das Oberton - Alphabet bringen wir in unserem Körperbau mit, und die Regeln zur Anwendung auch. Wir sind alle nach dem Selben universellen Bauplan gemacht, der auch die Obertonreihen, die SPHÄRENHARMONIE entstehen lasst. Wir resonieren deshalb viel stärker mit obertonreichen Klängen als mit wohl temperierten.

    Wer sich mit den Resonanzen in seinem Körper auskennt, z.B. ein klassischer östlicher Musiker, kann über sein Spiel "Gefühls - Saiten" in uns mitschwingen lassen ("Bauchmusik"). Die westliche Musik hat sich mit der wohl temperierten Stimmung für ein nach außen gekehrtes, vielfältiges Klangerlebnis ("Kopfmusik") entschieden, was auf Kosten der Intensität inneren Erfahrung (emotionales Mitschwingen) geht.

    Dies ist kein Plädoyer für die Abschaffung des wohltemperierten Systems. Dazu ist es viel zu schön. Ich plädoyiere aber sehr wohl dafür, das Obertonsingen zusätzlich zu erlernen, oder viel besser gesagt, die Wurzeln des wohltemperierten Systems erneut zu beleben.

    Fußnoten
    1. aus der e-mail eines aufmerksamen Lesers: "Hallo Herr Keppler heute lese ich mit interesse ihre Erläuterungen zum obertongesang, den ich bis jetzt leider nur eher leise ausführen kann. Bei der Durchsicht ihrer Hinweise bin ich bei den Informationen zu werckmeister und dem WTK stehen geblieben. Die info, dass ein philharmonisches Orchester wohltemperiert spielt ist m.E. nach falsch. Beim WTK geht es wie der Name schon sagt um das Klavier, das ohne die temperierte Stimmung nur Kompositionen spielen kann, die ohne Modulation auskommen. oder nur 2 max 3 Quinten entfernen. Steht also eine Komposition in bspw. C-Dur dann beginnt bpsw. Bei einem barocken Menuett der A-Teil in C-Dur. Der B-Teil steht dann höchstens in G-Dur. Schon bei D-Dur müsste der Ton a (in D-Dur = reine Quinte) höher gestimmt sein als der Ton a (große Sexte) in C-Dur. Wollte in der Barockzeit ein Cembalist verschiedene (bzgl. der Tonart) Stücke spielen, musste er das Cembalo umstimmen (nur einige Seiten). Mit der temperierten Stimmung kann man alle Tonarten spielen. Es bleibt aber dabei, dass auf jedem Ton Obertöne entstehen, nur passen jetzt die Grundtöne mit ihren Obertönen nicht mehr so gut zusammen. Spiele ich auf dem reingestimmten (nach C-Dur) Klavier die Töne d und a, dann passen die jeweiligen Obertöne (2. Oberton von Ton d aus = Ton a = 1. Oberton von Ton a aus). Beim WTK wäre der Ton a in C-Dur etwas tiefer. So gesehen würden die o.g. Obertöne nicht harmonieren. Übrigens kann das nach C-Dur reingestimmte Klavier auch ein gis spielen, bspw. in einem Stück in a-Moll harmonisch. Das gis ist dann der deutlich mitempfindbare Leitton, da das gis sehr hoch ist. Das o.g. reingestimmte Klavier kann dann aber kein as spielen. Der Ton as ist tiefer als der Leitton gis.

      Im Orchester hören die Musiker ( hoffentlich aufeinander) weswegen Leittöne richtig gespielt würden. Das Orchester spielt nicht temperiert. Auch Instrumente mit klappenmeschanik haben unterschiedliche griffmöglichkeiten bspw. Für Ton as und gis.

      Des weiteren ist es so, dass vor allem die menschliche Stimme ein vollständiges obertonspectrum aufweist. Wohingegen orchesterinstrumente Frequenzen teilweise nicht erzeugen. Dazukommt, dass Obertöne unterschiedlich laut sind. Extrembsp. Ist das Glockenspiel hier ist neben dem Grundton nur ein sehr sehr lauter und sehr hoher Oberton zu hören. Die tiefen Obertöne existieren nicht (das liegt an der Bauweise und dem Material). So kann ein Glockenspiel mit Streichern spielen oder in einem blasorchester und ist , obwohl es nur sehr klein ist, immer zu hören. Die o.g. Instrumente beinhalten den sehr hohen und sehr lauten Oberton des Glockenspiels nicht oder nur sehr leise. In ihrem Artikel schreiben sie das Instrumente nicht gut miteinander harmonieren. Das ist nicht richtig, wenn sie rein gestimmt spielen.

      Vielleicht überdenken sie ja noch einmal ihren Artikel."